Hier entsteht zurzeit, nebenbei ein Leitfaden, in dem ich zusammenzufassen versuche, was für die Produktentwicklung der Cordhose wichtig gewesen ist. Dieser Leitfaden soll universell auf die Entwicklung von ethischen Textilien und ethischer Mode anwendbar sein.


Kurzleitfaden zur Entwicklung und Herstellung von ethischer Bekleidung

Inhaltsverzeichnis

 

1. Einleitung – für wen ist dieser Leitfaden geschrieben? (online)

2. Grundsätzliches zu ökofairen Kleidungsstücken (online)

3. Welches Textil/Kleidungsstück soll hergestellt werden? (online)

4. Gleich zu Beginn ein wichtiger Blick auf die Kosten

4.1 Kosten der Modellentwicklung

4.2 Was soll das Kleidungsstück den Kunden kosten?

4.3 Was muss im Vorfeld investiert werden?

5. Aus welchem Material, aus welchem Stoff?

Modellentwicklung (Schnitt usw.)

Größen und Größenspiegel

Zutaten/Accesoires

Welche Etiketten/Label braucht das Textil?

Inhalte

Herstellungsweise

Wie soll das Textil nach der Fertigung verpackt werden?

Unabhängige Zertifizierung

Kosten

Herstellung


1. Einleitung – für wen ist dieser Leitfaden geschrieben?

Dieser Leitfaden ist nicht für Textilprofis gedacht, sondern für interessierte Laien mit dem Wunsch, selbst ein ethisches oder ökofaires Textil herzustellen oder herstellen zu lassen. Der Leitfaden soll möglichst früh, möglichst viele der wichtigen Fragen stellen und helfen, Fehler bei der Umsetzung zu vermeiden.


Zum Autor: Ich bin selbst als Ingenieur in der Produktentwicklung tätig, allerdings in einem Bereich, der von der Textiltechnik so weit entfernt ist, wie die Tiefsee vom Himalaja. Aber die Prinzipien der Produktentwicklung sind übertragbar. Außerdem habe ich selbst eine ökofaire Cordhose von und mit Kooperationspartnern entwickeln lassen.


Ich habe mich bemüht, alle wichtigen Schritte auf dem Weg von der Idee bis zum fertigen Textil zu beschreiben und alles aufgeschrieben, was mit selbst als relevant erschien.

Und für alle, die es ausprobieren wollen, nur Mut, es kann nur schief gehen!

2. Grundsätzliches zu ethischer Mode und ökofairen Kleidungsstücken

Es geht um die Entwicklung von nachhaltigen und langlebigen Kleidungsstücken aus möglichst naturverträglichen Materialien, hergestellt unter fairen Arbeitsbedingungen. Also Kleidungsstücke, die man selbst mit gutem Gewissen verkaufen kann.

Das sollten dann keine Kleidungsstücke sein, die schon nach einem Jahr wieder unmodern geworden sind, eher geht es darum, relativ zeitgeistunabhängige Basics zu schaffen.

Vermutlich wird man nicht reich dabei, aber man kann ein besseres Gefühl haben als jemand, der Menschen für 1€ am Tag in einer Einsturz gefährdeten Fabrik in Bangladesch nähen lässt und behauptet, höhere Arbeitslöhne würden seine Produkte zu teuer machen!

2.1 Wie kann eine Produktentwicklung aussehen?

Zeitrahmen

Wie lange wird es dauern, so ein Kleidungsstück anzuleiern? Das kommt darauf an. Vielleicht 1 Jahr für z.B. eine Hose. Ein wichtiger Faktor ist die eigene Arbeitszeit, aber auch externe Partner brauchen immer länger als man denkt oder haben einfach Lieferzeiten von bis zu mehreren Monaten.
Ablauf

Der Ablauf eines solchen Projektes könnte sein:

  • Grundlegende Entscheidungen: Welches Kleidungsstück soll hergestellt werden, wer sollen die Kunden sein, und was soll es kosten? (Kap. 3 und 4). Hier muss geklärt werden, was man eigentlich genau haben will.
  • Materialauswahl → Materialrecherche und Suche nach geeigneten Stoffherstellern (Kap. 5)
  • Erstellung eines ersten Schnittes, Musters, eventuell durch eine beauftragte Textilagentur
  • Suche und Auswahl der Zutaten/Accessoires
  • Nach Fertigstellung des Musters → Erstellung der Schnitte für alle Größen
  • Suche und Auswahl eines Herstellers / Näherei
  • Bestellung der Stoffe und Zutaten/Accessoires
  • Erstmusterfertigung, Fertigung, Produktionsendkontrolle und Freigabe und Auslieferung!

3. Welches Textil/Kleidungsstück soll hergestellt werden?

Es ist eben nicht Jacke wie Hose! Verschiedene Kleidungsstücke sind unterschiedlich komplex und benötigen daher auch unterschiedlich viel Arbeit und Aufwand.

Die Auswahl des Kleidungsstücks ist daher auch eine Abschätzung des Aufwandes und der anfallenden Kosten/Investitionen.

 

Anzahl der Einzelteile

Ein offensichtlicher Punkt zum Beispiel ist die Anzahl der Einzelteile aus Stoff und der Zutaten (Knöpfe, Nieten, Reißverschlüsse).

Es gibt auch viele Einzelteile an Kleidungsstücken, die man nicht auf den ersten Blick sieht, oder auf die man noch nie geachtet hat, die aber zu einem vollständigen Kleidungsstück dazu gehören. Das können z.B. Einlagen, Nieten oder verschiedene Garne sein.

Ein Tipp wäre, sich einfach mal ein Kleidungsstück, dass man herstellen lassen will, genau anzuschauen und vielleicht sogar auseinander zu nehmen und eine Aufstellung der Teile zu machen, damit man ein Gefühle für den Komplexitätsgrad bekommt. Idealerweise kann man auch versuchen, es an der heimischen Nähmaschine selbst herzustellen.

 

Anzahl der verschiedenen Größen  

Eine weitere, vom Kleidungsstück abhängige Frage ist, wie viele verschiedene Größen müssten hergestellt werden? Je mehr Größen, bzw. Längen bedeuten mehr zu erstellende Schnitte. Auch vergrößert sich dadurch die Anzahl der Artikel, die gelagert oder versendet werden müssen, obwohl es sich nur um ein Kleidungsstück handelt.

 

Die Tabelle soll nur eine erste unvollständige Idee (ohne Gewähr!) geben, denn jedes Kleidungsstück ist anders:

  Anzahl der Stoffteile Anzahl der Zutaten Verschiedene Größen
T-Shirt 4 bis 6

mindestens 2 (Garne, Etikett)

ca. 5 bis 7
Hose  ca. 6 bis 10 2 bis 5 6 bis 30 (Bundweiten und Längen!)
Jacke ca. 10 viele 5
Socken 1 1 5
Pullover ca. 4

mindestens 2 (Garne, Etikett)

ca. 5 bis 7