Arbeit am guten Leben

Mal etwas ganz anderes: Ein Blogbeitrag ohne Cordhose!

Beim Radio Hören bin ich auf den Berliner Philosophen Wilhelm Schmid aufmerksam geworden. Er forscht, lehrt und schreibt zum Thema Lebenskunst.  

Ein Essay von ihm zum Thema Arbeit habe ich mal mit eigenen Worten zusammengefasst. Das komplette Essay in Ton und Schrift befindet sich hier.

Das Problem mit der Freiheit

Wilhelm Schmid schreibt: Unsere heutige Zeit ist geprägt von immer größerer Freiheit. Wir wünschen uns ein Leben frei von Fremdbestimmung, von ökologischen Bindungen an Natur und Körper, weg von gemeinschaftlichen Bindungen, durch Rollenbilder, Traditionen und Moralvorstellungen oder auch ökonomischen Bindungen in Form von Arbeit.

Immer mehr Menschen haben auch keinen Bezug mehr zu ihrer Erwerbsarbeit. Arbeit wird nicht mehr als sinnstiftend empfunden, sie ist nicht mehr Teil ihres Lebens oder der Persönlichkeit. Das gilt nicht nur für Arbeitslose, die oft das Gefühl haben, kein sinnvolles Leben zu führen, sondern auch für Menschen, die keinen Sinn in der Arbeit ihres Unternehmens oder in ihrer Rolle dort finden können.

 

Doch wo wir Bindungen beseitigen, dort fehlen Zusammenhänge. Daher müssen bzw. dürfen wir neue Zusammenhänge herstellen, damit ein neuer Sinn entsteht, ohne den Menschen nicht leben können.


Wilhelm Schmids Beschäftigung mit der Lebenskunst zeigt auf, wie man Sinn im Leben finden kann und dass die Arbeit am eigenen Selbst sinnstiftend ist.

Arbeit am guten Leben

Für Wilhelm Schmid ist die Neudefinition des Begriffs Arbeit im Rahmen der Lebenskunst essenziell. Er sagt, alles sei Arbeit, was man selbst tut, um ein gutes und gelingendes Leben zu führen. Diese Arbeit kann körperlich, geistig und seelisch sein. Wilhelm Schmid bezeichnet das als Lebenskunst, sie ist für ein erfülltes Leben wesentlich wichtiger, als bloße Erwerbsarbeit, und jede Form dieser Arbeit ist sinnstiftend.

Facetten der Lebenskunst

Die Lebenskunst nach Wilhelm Schmid hat viele Facetten. Durch die Arbeit am Selbst können z.B unterschiedliche Seiten des eigenen Charakters in Balance gebracht werden.

Familienarbeit heißt nicht nur Kindererziehung und die Erledigungen im Haushalt, sondern auch die Pflege der Beziehung zu den Menschen, die Ihnen am nächsten stehen, was besonders vielen Menschen Halt und Sinn in ihrem Leben gibt. Die Arbeit an Freundschaften führt zu sinnstiftenden Gesprächen.

Die Mitarbeit an sozialen Projekten, uneigennützige Hilfe oder der Einsatz für gesellschaftliche Veränderungen kann als Bürgerarbeit verstanden werden. Obwohl sie nur selten bezahlt wird, nimmt sie einen hohen Stellenwert ein. Sie ist ideell und wird dadurch oft als wesentlich sinnvoller und freier als die Erwerbsarbeit empfunden.

Schlussendlich sind aber auch die Muße und die Besinnung wichtige und auch aktive Arbeitsformen. In der Zeit für nachdenkliche Ruhephasen, können Erfahrungen und Erlebnisse verarbeiten und dadurch Zusammenhänge und damit Sinn erkannt werden.

Maßgeblich ist die Haltung

Wilhelm Schmidt ist davon überzeugt, dass eine Aufwertung der Lebenskunst und der Lebensarbeit in allen Bereichen die Balance und damit den Sinn wiederherstellen kann. Auf Erwerbsarbeit kann trotz allem nicht verzichtet werden, ihr kann aber durch Mitgestaltungsspielraum, Eigenverantwortung, zeitlichen Spielraum, Abwechslung und Herausforderung neuer Sinn gegeben werden.

 

Der Idealfall scheint für Wilhelm Schmid die freie, selbstständige Arbeit zu sein. Maßgeblich für die Lebenskunst ist immer die Haltung, die Sie zu sich selbst und Ihrem Leben haben.

Sinn kann schon in kleinen Veränderungen entstehen, die von Ihnen Selbst gemacht und bestimmt werden.

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